Nicolaus Seyler
Du hast Dein Tagewerk vollendet, Das wahrlich sich bewähret hat; Ein braver Mainzer hat geendet, Betrauert von der Vaterstadt. - Es liegt im Mainzer Sinn begründet, Der sich stets treu und offen gibt, Daß, wer sich treulich ihm verbündet, Vom ihm auch innig wird geliebt. - Und Du warst wohl von ganzem Herzen Ein Mainzer von der besten Art; Ein Mainzer, der in Lust und Schmerzen Die Lieb' der Vaterstadt bewahrt. In manchem Kampfe der Parteien, Da kämpftest Du so frei und frank, Mit Mannesmuth stets mit den Freien; Dein Schild war immer spiegelblank. Ein Demokrat warst Du, ein ächter, Dem Volk' galt Deine Lieb' und Lust, Das Recht fand Dich als tapfren Fechter, Die Freiheit hegte Deine Hand. Und wo der Mainzer Frohsinn blühte, Humor und Witz die Geißel schwang, Wo man Gott Jocus pries im Liede Bei tausendfachem Becherklang: Da hast das Szepter Du geführet, So mild und doch mit starker Hand; Als wie ein Fürst hast Du regieret, Geleitet durch der Eintracht Band. Du bändigtest der Zwietracht Wirren, Und jeder Hader schwand sofort; Zu Ende war's mit jedem Irren, Sobald ertönt' Dein mächtig Wort. - Auch Du empfandest journalistisch Der Redakteure Leid und Glück, Und ließest, wahrhaft humoristisch, Noch einen Preßprozeß zurück. Schlaf wohl! und ob sie Dich auch lenken Hinab zum stillen Ruheort; Schlaf wohl! es lebt Dein Angedenken Noch lang in unsern Mauern fort.
Theodor Eichberger: Nicolaus Seyler.
In: Mainzer Schwewwel, II. Jg, Nr. 9 vom 4. März 1877
In: Mainzer Schwewwel, II. Jg, Nr. 9 vom 4. März 1877