Theodor Eichberger (1835-1917)


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Die Mainzer in der Fremde

Carnevalsposse mit Gesang und Tanz in vier Akten und sechs Bildern.

Bilder:

Prolog im Nebel
1. Bild: Ein altes Geheimniss
2. Bild: Der grosse Krach
3. Bild: Durch den Pappkübel zur Liebesfreude
4. Bild: Kabale und Schnupfen
5. & 6. Bild: Die Narrenprobe oder Prinz Carneval und Moguntia.

Manuskript: Die Mainzer in  der Fremde
Manuskript: Die Mainzer in der Fremde

Das Bühnenstück gelangte entgegen der ursprünglichen Planung nicht zur Aufführung. Das Carnevals-Komitee widerrief seine Entscheidung für das Stück, setzte es ab und sandte Theodor Eichberger sein Manuskript der Fastnachtsposse zurück. In den beiden Mainzer Tageszeitungen zugleich meldete sich der vergrämte Autor daraufhin - nicht ohne Sarkasmus - zu Wort:

(Eingesandt.)

Carnevalspreisstück. Nachdem in der gestrigen Damensitzung das Carnevalspreisstück endgültig proklamirt wurde und das Resultat unter den Anwesenden einige Ueberraschung hervorrief, weil bereits vor acht Tagen die Nachricht durch die hies. Blätter ging, dem von mir verfaßten Stück "Die Mainzer in der Fremde" sei der Preis zuerkannt worden, sehe ich mich zu folgender Aufklärung genöthigt.

Die damalige Nachricht hatte ihre Richtigkeit. Mein Stück war, unter neunzehn, von den Herren Preisrichtern, Autoritäten in Carnevalssachen, als das bestgeeignete empfohlen worden und von dem Carneval-Comite damals zur Aufführung bestimmt gewesen. Wenn ich hierüber auch keine schriftlichen Atteste aufzuweisen habe, so ist, unter Umständen, Wort, Handschlag und Gratulation von Männern der betreffenden Commissionen auch ein Wahrheitsbeweis, und als das Präsidium in der 3. Generalversammlung erklärte, das Stück sei fertig in seinen Händen, so war damit entschieden das meinige gemeint. Als man daraufhin am 19. d. M. zur Vertheilung der Rollen schreiten wollte, soll die Vorlesung des Stückes auf die Anwesenden den allerungünstigsten Eindruck gemacht haben; ob hierbei die Vorlesung selbst oder das Stück die Schuld tragen, kann ich nicht entscheiden, weil, dem gebräuchlichen Usus entgegen, der Autor nicht zugezogen war. Dies bewirkte den Entschluß des Comite's, das Urtheil der Prüfungscommission zu annuliren und mir meine "Mainzer in der Fremde" einige Tage später wohlbehalten heimzuschicken, mit dem Anfügen, einige Rollen seien zu schwer zu besetzen und das Stück sei nach Ansicht (im letzten Augenblick) zugezogener Sachverständigen nicht bühnengerecht eingerichtet. - Ich habe geglaubt, der Verfasser eines Stückes sei nicht gebunden, lauter bequeme, angenehme Rollen zu schaffen und es würde das Publikum bei einem Lokalstück, von Dilettanten verfaßt und gespielt, wohl auch nachsichtig von den klassischen Bühnenregeln absehen. - Indessen tröste ich mich mit dem Bewußtsein, daß unser Carneval, was ja die Hauptsache ist, nichts verloren hat! Wir bekommen jetzt eine, von einem Hamburger Dramaturgen verfaßte, Berliner Posse, welche von dem Herrn "Oberregisseur" aus Mannheim in ein Mainzer Stück umgewandelt wird, und, es wird dieses Produkt sicher besser und bühnengerechter ausfallen, als die Lokalposse eines hiesigen Dilettanten! - Zum Schlusse kann ich nicht unterlassen den Herren Preisrichtern meinen herzlichsten Dank auszusprechen, für die Anerkennung, welche sie meinem Stücke zollten.

Mainz, den 24. Januar 1874

Theodor Eichberger

Theodor Eichbergers öffentliche Stellungnahme zur Absetzung seiner Carnevalsposse "Die Mainzer in der Fremde."
Veröffentlicht in Mainzer Tagblatt und Neuer Mainzer Anzeiger Nr. 22 vom 27. Januar 1874


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