Was wir lieben
Chorlied, gesungen in der Damensitzung des Mainzer KarnevalvereinsMel.: Höher Peter
Der Freitag ist der Tag wo jedes Narren Herz erstarkt
Am Freitag
aber ist - auch großer Wochenmarkt!
Madammen, Töchter, Küchenfee'n,
die ganze Weiblichkeit
Rückt da zum Einkauf aus - schon beizeit!
Welch ein Handeln, Drängen, Schieben,
Billig 's beste zu ersteh'n;
Alles, alles was wir lieben,
Sorgt für unser Wohlergeh'n!
Radieschen, Böhnchen, Erbsen und Carotten, nebst Salat,
Auch
Lauch und Sellerie - Kartoffeln und Spinat;
Tomaten, faule Käschen,
Butter, Eier, frischster Art
Und Gänse, schlotterfett, - jung und
zart;
Gurken, früh im Beet getrieben,
Welsche, Hahnen, Blumenkohl:
Alles, alles was wir lieben,
Wird gekauft zu unserm Wohl.
Das Rotkraut fest, die Spargeln blüthenweiß, dann sind sie fein!
Die Fische mancher Art, - gefangen frisch im Rhein!
Auch Stockfisch
aus dem Norden, hier gewässert, ist beliebt,
Wenn's grad am Fasttag
nichts - bess'res giebt;
Weißkraut, Zwiebeln, meist von drüben,
Hackeln selbst zum guten Brand:
Alles, alles was wir lieben,
Wird gewählt von zarter Hand.
Die Henkelkörbe schwer bepackt, macht's auch mitunter warm,
Und
einen Blumenstock - dazu im einen Arm;
Obstkörbchen stolz m andern,
hoch mit Himbeern angefüllt,
Pomonen gleich: welch ein - Götterbild!
Petersilie, Kraut und Rüben,
Wohl auch einen frischen Strauß:
Alles, alles was wir lieben,
Schleppt man sorgsam da nach Haus.
Die Jugend schreitet strebsam in der Küche noch voran,
Seit sich
in unserm Mainz - die Kochschul' aufgethan,
Zu lernen, was dem Magen
wie dem Gaumen lieb und werth,
Bestrebt am Küchentisch - wie am
Herd.
Liebe Mägdlein, wollt euch üben,
Jedes werd' ein Kochgenie:
Sorgt für alles, was wir lieben -
Das ist Kochkunstpoesie!
Chorlied, gesungen in der Damensitzung des Mainzer Carneval-Vereins zur Fastnacht 1899