Theodor Eichberger (1835-1917)


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Ermunterung

Mel.: "Wohlauf, Kameraden, auf's Pferd, auf's Pferd."

Wohlauf, laßt uns singen ein lust'ges Lied,
Die Stunden des Daseins zu würzen,
Genießen den Abend, der rasch entflieht,
Nichts soll uns die Freude verkürzen.
:,: Und ist auch so heiter nicht unsre Zeit,
Wir wollen doch pflegen die Heiterkeit. :,:

Nicht soll uns da grämen die Teuerung,
Der Aufschlag so mancher Artikel,
Den brachte die neue Besteuerung,
Uns nehmend als mehr unsre Nickel:
:,: Laßt heute deswegen die Sorgen fahr'n,
Wir können dafür wieder morgen spar'n. :,:

Die Bierfrage sei heute abgetan,
Kein Nörgler soll nörgeln, kein böser;
Sehn wir diese Bierbecher nur mal an :
Sie waren auch vorher nicht größer!
:,: Und so'n Gläschen Bier kostet doch nicht mehr,
Wer wollt' lamentiern, daß es teurer war! :,:

Die Glimmstengel schmecken uns als noch gut,
Sind sie auch viel teurer geworden,
Und werden noch eifrig gesetzt in Glut,
Nur nimmt man jetzt leichtere Sorten;
:,: Wer über Havannas nicht mehr verfügt ;
Der schmaucht seine "Pfälzer" nun stillvergnügt. :,:

Wer aber kein Zündholz sein eigen nennt,
Die eben bekanntlich zu teuer,
Obgleich seine Zigarre nicht mehr brennt,
Der bitte den Nachbar um "Feuer"
:;: Und zünde sie an dessen "Stumpen" an;
Versagen wird ihm das kein deutscher Mann. :,:

So seh'n wir, wie's als noch ist gut bestellt,
Was nimmer die Tage uns brachten,
Auf dieser so närrischen schönen Welt,
Wenn wir's nur mit Frohsinn betrachten ;
:,: Das leuchtet auch unsrer "Konkordia" ein:
In närrischer Eintracht da ist's gut sein! :,:

Theodor Eichberger: Ermunterung.
Gesellschaft "Konkordia". Lieder zur Carnevalistischen Damen- und Herrensitzung im "Frankfurter Hof" in Seligenstadt am Sonntag, den 30. Januar 1910

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