Die Eltern
"Besonders behagte es in Mainz den Österreichern, denn heiter, gemütlich und lebensfroh, paßten sie leicht der rheinischen Art sich an. Ob sie unter den Klängen des Radetzkymarsches, frische Laubzweige an den Tschakos, von der Parade heimkehrten, oder am Frohnleichnamstage als Ehrengeleite der Prozession Salven abfeuerten, ob die Offiziere bei den trefflichen Anlage-Konzerten ihrer Kapelle promenierten, oder die Soldaten, hübsche Mädels am Arm, nach Zahlbach oder abends durch den Schlangenweg wandelten, überall waren sie gerngesehen und wohlgelitten." 1
Johann Leopold Eichberger war Kanonier im k.k. 1. Feldartillerie-Regiment; wie die meisten Artilleristen der kaiserlich königlichen Armee stammte er aus dem österreichischen Kronland Böhmen, das für den hohen Fertigungsstand seiner Büchsenmacher angesehen war. Am 16. Mai 1808 war Leopold im Dorf Slap an der Moldau (Berauner Kreis) als Sohn des Josef Eichberger und der Theresia Matoušek zur Welt gekommen Josef Eichberger war Schreiber auf Schloss Slap. Leopolds Mutter stammte aus der südwestlich von Prag gelegenen Kleinstadt Zbirow und war eine Tochter des Josephus Matauschek, dem "ersten hohen Würdenträger der Stadt Zbiroh".
1827 wurde der Student Leopold Eichberger durch die k.k. Armee bei einem Werbgeld von 50 Gulden Conventions-Münzen "für beständig assertiert".
Das Mädel am Arm des österreichischen Soldaten Eichberger in Mainz war die 16jährige Martha Brügel (1818-1905), Tochter des Mainzer Maurergesellen Johann Georg Brügel. Die Brügels wohnten damals in der Hinteren Bleiche 33 (Litera E 163). Wir wissen nicht, ob der Österreicher und das Mädchen jemals nach Zahlbach gewandelt sind; wir können aber mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass die beiden an den Abenden des Frühjahrs 1835 den Schlangenweg vorgezogen haben. Der Schlangenweg lag direkt hinter der Mainzer Stadtgrenze und markierte den Anfang des Gartenfelds; mit seinen vielen Windungen und dichtem Gebüsch allenthalben war der Schlangenweg der Ort im alten Mainz, an dem junge Paare ungestört die Natur genießen konnten. Ende des Jahres 1835 kam Theodor zur Welt. Rund ein halbes Jahrhundert später, 1884, sollte Theodor in einem Carnevalsvortrag die besondere Bedeutung des ehemaligen Schlangenwegs im Gartenfeld noch einmal hervorheben.
1 Alfred Börckel: Geschichte von Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Mainz: Diemer, 1913. S. 194.