Seligenstadt
Im Jahr 1875 zog Theodor Eichberger von Mainz nach Seligenstadt am Main um, wo er eine Schuhwarenhandlung übernahm.
Eine spätere Postkarte an Sohn Heinrich Rudolf zeigt das Haus in Seligenstadt, aus dem Theodor und seine Frau im Greisenalter sowie die Tochter Regina herausschauen.
Leider wurde von dieser Postkarte die Briefmarke und mit ihr der Datumsstempel entfernt; sie lässt sich anhand des Alters der Personen auf den Zeitraum zwischen ca. 1910 und 1917 datieren.
Der Text auf der Rückseite der Postkarte lautet:
Kennst Du das Haus mit dunklem Ziegeldach,
Es ruft ein lieb' Erinnern
in Dir wach,
Und die Bewohner, die heraus da schaun
Von Haaren
grau sowie auch dunkelbraun?
Kennst Du es wohl? Vertraut sieht's
aus,
Denk' nur an's Lied vom "teuren Vaterhaus".
Dein Vater Th. Eichberger
Herzliche Grüße. Karte erhalten.
Offensichtlich ist dieses Gedicht zu verstehen als ein Wink mit dem Zaunpfahl an den Sohn - dem der Familiensinn abging - seine alten Eltern mal wieder zu besuchen.
In den Monaten März und April des Jahres 1877 versuchte er das Anwesen in Seligenstadt zu verkaufen, um wieder dauerhaft nach Mainz zurückkehren zu können. Damals ließ er über mehrere Wochen folgende Anzeige im Mainzer Schwewwel erscheinen:
Zu verkaufen.
In einem freundlichen Städtchen
am Main (Großh. Hessen) ist ein schönes Anwesen, in
welchem eine Schuhwaaren-Handlung mit dem besten
Erfolg betrieben wird, zu verkaufen. Dasselbe besteht aus einem
zweistöckigen Wohnhaus, Stallung etc., sowie circa
190 Quadrat Klafter Gemüsegarten mit vielen edlen Obstbäumen,
Reben, fließendem Wasser etc.; alles in bestem Zustand. Preis
12,000 Mark. Bedingungen günstig. Näheres bei Hrn. W.
Born, Rochusstraße 8 in Mainz.
Das Anwesen grenzte sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite an je eine Straße und hatte einen sehr großen Garten, durch den ein Bach - das "fließende Wasser" - floss. Nachdem Th. Eichberger keinen Käufer für das Haus finden konnte, fügte er sich schließlich in sein Schicksal und blieb weiterhin Schuhwarenhändler in Seligenstadt. Seiner Geburtsstadt Mainz blieb er weiterhin verbunden: nach Einstellen des Schwewwel Ende 1877 ist er noch oft nach Mainz gereist, insbesondere zur Fastnachtszeit; auch veröffentlichte er in den folgenden vier Jahrzehnten eine Vielzahl von Glossen in den verschiedenen Mainzer Tageszeitungen.
In der letzten Nummer des Mainzer Schwewwel vom 30. Dezember 1877 bat er darum, Post an ihn künftig nach Seligenstadt zu senden:
Briefe etc. an mich ersuche künftig
nach
Seligenstadt (Großh. Hessen)
zu adressiren.
Th. Eichberger.