Das carnevalistische Werk

In Theodor Eichbergers Nachlass finden sich Hinweise auf ein sehr aktives Engagement im Humoristischen Thierkreis und im Mainzer Carneval-Verein zwischen 1873 und Mitte der 1890er Jahre. Wann er zum ersten Mal in der Narrhalla auftrat, lässt sich nicht konkret rekonstruieren; sein literarisches Schaffen hat er ab Januar 1873 in einer Sammlung von Zeitungsausschnitten, Handzetteln und Programmheften dokumentiert.

Als einer der beliebtesten Mainzer Narrhalla-Redner 1 seiner Epoche war Th. Eichberger auf sehr vielen Carnevalssitzungen in Mainz zugegen, anfangs in der Fruchthalle, später im Raimundigarten, im Frankfurter Hof und ab 1884 in der neuen Stadthalle. Seine großen politischen Büttenreden der 80er Jahre sind in verschiedenen Ausgaben der Mainzer Fastnachts-Zeitungen, humoristischen Zeitschriften und Beiblättern der Tageszeitungen jener Zeit enthalten.

Eine Reihe der Carnevals-Eröffnungsspiele Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre stammt aus seiner Feder, ebenso wie viele Ankündigungs- und Einladungstexte des Mainzer Carneval-Vereins in den Tageszeitungen.

Während seiner Seligenstädter Zeit trat Theodor Eichberger bei der Saalfastnacht in Seligenstadt, Darmstadt und Offenbach auf, wo der "Urmainzer Narr" stets mit außerordentlichem Erfolg seine Vorträge zum besten gab; der Mainzer Fassenacht aber blieb er auch im fortschreitenden Alter nie ganz fern.

In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts zog er sich aus der Bütt' zurück und trat zumeist nicht mehr persönlich auf. Er verfasste jedoch weiterhin Carnevalsreden, die an seiner Stelle dann von jüngeren Rednern wie Joseph Steigerwald oder Hugo Hilge vorgetragen wurden; wie zu allen Zeiten hatten die Carnevalsvereine auch damals schon mit Nachwuchssorgen zu kämpfen.

Der nachfolgende Abschnitt aus einem Artikel 2 des Mainzer Anzeigers vom Februar 1900, verfasst von seinem Narrenkollegen Carl Volk, würdigt das carnevalistische Werk des damals 64jährigen Büttenredners a. D. Theodor Eichberger:

"[...] Ich nehme zuerst vier, welche leider nicht mehr erscheinen, die aber immer gern gehört waren, und zwar sind dies Eichberger, Steigerwald, Zimmermann und Friedsam. Ersterer hat den Narrhallesen manche vergnügte Stunde bereitet. Wir haben ihn schon vor 25 Jahren in der Fruchthalle gehört, später lange Jahre in der Stadthalle. Er ist Humorist vom Scheitel bis zur Sohle und ist heute noch vielfach auf diesem Gebiete journalistisch tätig, wenn er auch seit Jahren als Redner öffentlich in der Narrhalla aus verschiedenen Gründen nicht mehr auftritt. Seine Vorträge, stets in gebundener Rede abgefaßt und gut ausgearbeitet und gefeilt, bewegten sich meistens auf lokalem oder politischem, oft auch sozialpolitischem Gebiete, und waren von einem schalkhaften, gemüthlichen Humor durchweht. Ebenso war seine Vortragsweise ganz dem Stoffe und der Manier angepaßt, so daß das Ganze als eine eigenartige Leistung erschien. Er hat seine Vorträge stets frei, auswendig gelernt, vorgetragen, und das ist für dieselben bei jedem Redner ein großer Vortheil. Ein Heft braucht man nur zum Nachlesen, es soll aber nie dazu dienen, den Vortrag daraus abzulesen. Es ist eine Ungehörigkeit, wenn ein Redner glaubt, seinem Auditorium nicht soviel Respekt zu schulden, daß er sich der kleinen Mühe des Auswendiglernens unterzieht, und es sieht ganz abscheulich aus, wenn er sich, um nicht stecken zu bleiben, jeden Augenblick das Heft unter die Nase hält, den freien Vortrag so unterbricht und die Verbindung zwischen sich und seinen Zuhörern quasi abschneidet. Die Narrhallesen sollten einfach so etwas nicht dulden. Ein Vortrag gehört gelernt, einstudirt und zu Hause wiederholt laut durchgesprochen. Mir ist einer der besseren Redner bekannt, der das nie unterläßt, sogar mit der Narrenkappe auf dem Kopfe zu Hause vor einem Spiegel kurz vor dem Sitzungstage seinen Vortrag durchspricht, um jede Bewegung bei demselben, Dankbezeugung bei Beifall durch Lüften der Kappe, überhaupt jede Geste genau zu überwachen und zu reguliren. So gewissenhaft nimmt es dieser mit seiner Sache. Eichberger lebt, ca. 60 Jahre alt, als Privatmann in Seligenstadt a. M. und ist auch außerhalb der Räume der Narrhalla stets ein überall gern gesehener und guter Gesellschafter. Schade, daß wir ihn nicht mehr zu hören bekommen. [...]"

1  Zitat aus: Neue Hessische Volksblaetter Nr. 30 vom 5. Februar 1889

2  Auszug aus: Carl Leopold Volk: Reden und Redner des närrischen Parlaments vom Großen Carnevals-Verein in Mainz: "Narrhalla".
In: Mainzer Anzeiger Nr. 47, 48 und 49 vom 17., 18. u. 19. Februar 1900.