Viersilbige Charade.
[29. Juli 1855]
Gar Mancher trauet Hab' und LebenDer Ersten falschem Rücken an;
Die, freundlich lockend, sanft und eben,
Bald rast gleich einem Sturmorkan.
Dem Einen bringt sie Glück und Freude,
Dem Andern stummes Grabgeleite.
Die Zweite ist gar oft zu schauen,
Das Werk von fleiß'ger Menschen
Hand;
Zur Sommertracht der Herren, Frauen,
Zum Hausgeräth wird
sie verwandt.
Sie zeiget uns, obwohl im Kleinen,
Wie schön sich
Nutz' und Zierde einen.
Die dritte Silb', so klein zu lesen
Kann doch von hoher Deutung
sein,
Nur muß Betonung ihrem Wesen,
Gefühl, Empfindung, Werth
verleih'n:
Dann wird der Silb' geheimes Klingen
Den tiefsten
Herzensraum durchdringen.
Die Letzt' ist zweimal nur zu finden,
Im Nord' - im Süd', bei
Schnee und Eis;
Kein Sterblicher kann je ergründen
Des hohen
Schöpfers Wirkungskreis.
Ob aller Menschen Denken, Treiben,
Wird's doch ein ew'ges Räthsel bleiben.
Am Ganzen knacken drei Nationen,
Die Nuß ist aber fest und dicht;
Doch endlich muß das Knacken lohnen,
Wenn auch gar mancher Zahn
zerbricht!
Man sagt: Wenn diese Nuß gesprungen,
Sei's mit den
Andern all' gesungen.
In: Mainzer Anzeiger Nr. 174 vom 29. Juli 1855, S. 694