Der Schutzverband Mainzer Haus-Eigentümer
Dem Beispiel in anderen Städte folgend, gründeten Mainzer Vermieter am 13. August 1879 den "Schutzverband Mainzer Hauseigenthümer und Interessenten". Diese Vereinigung entstand aus dem Umstand heraus, dass das Nichtzahlen aus Prinzip bei einem großen Theile von Einwohnern System geworden war, die sich auf die raffinirteste Weise den Vermiethern gegenüber, die nicht in die juristischen Spitzfindigkeiten eingeweiht waren, jeglicher Verpflichtung zu entziehen wussten. (Carl Volk)
Nach nicht ganz zwei Jahren seines Bestehens zählte der Schutzverband im Juni 1881 bereits 731 Mitglieder.
Dem Schutzverband Mainzer Hauseigentümer gehörte auch Theodor Eichberger an. Zu Beginn der 1870er Jahre wird er in den Mainzer Adressbüchern als Besitzer des Hauses in der Pfaffengasse Nr. 18 geführt. Dieser Häuserblock sollte rund 100 Jahre später durchbrochen werden, als 1973 die Weißliliengasse umgebaut und mit der Ludwigsstraße verbunden wurde; Bis zu diesem Zeitpunkt endete die Weißliliengasse an der Kreuzung mit der Fürstenbergerhofstraße und der Heringsbrunnegasse, wo die Pfaffengasse begann. Die Weißliliengasse wurde damals verlängert und schluckte den größten Teil der Pfaffengasse sowie die Hintere Präsenzgasse. An der Stelle des ehemaligen Hauses Pfaffengasse 18 befindet sich heute die Fahrbahn der Weißliliengasse.
Am Samstag, dem 13. August 1904 fand
eine Feierlichkeit zum 25jährigen Bestehen des Schutzverbandes Mainzer Haus-Eigentümer
statt. Zu diesem Anlass hat Theodor Eichberger folgendes Lied verfasst:
Zum 25jährigen Stiftungsfeste.
Mel.: "Strömt herbei, ihr Völkerschaaren"Laßt und heute froh begehen
Eine Jubelfestlichkeit
Im Verein,
der seit Bestehen
Ernster Arbeit nur geweiht.
Fünfundzwanzigjähr'ges
Mühen
Bietet sich'res Unterpfand,
Denn es bracht' zu kräft'gen
Blühen
Unsern Mainzer Schutzverband.
Gleich verteilt sind nicht die Güter,
Wie's ein jeder treibt,
so geht's;
Ob Vermieter oder Mieter:
Einer braucht den andern
stets.
Aber schwer ist's hier zu wählen,
Seine Last hat jeder
Stand!
Aus der Praxis könnt' erzählen
Vieles unser Schutzverband.
Einzusäckeln blank die Miete,
Denkt sich mancher gar bequem,
Wird die Miete als zur Niete,
Ist's jedoch nicht angenehm,
Denn's
gibt auch Belastungsgrade,
Hypotheken zubenannt -
Neuerdings
besorgt vom Staate
Sie sogar der Schutzverband.
"Haus-Agrarier" und dergleichen
Schöne Titel sind zu
hör'n
Wenn auch wir die Hand uns reichen,
Um uns uns'rer Haut
zu wehr'n.
Aber solches Wortgeflunker
Ist bei uns nicht angewandt:
Nimmer soll dem Bund der Junker
Gleichen unser Schutzverband!
Jeder hat als Grund zu Klagen,
Mag's Vermieter, Mieter sein,
Sie gerichtlich auszutragen
Macht dann Kosten insgemein;
Zwischen
beiden Eintracht pflegen
Stets mit einsicht und Verstand,
Das
soll sein der beste Segen,
Der uns bringt der Schutzverband.
Wie sich durch erneutes Streben
Aufschwingt unser liebes Mainz
Und in Fülle sich erheben
Neue Bauten längs des Rheins,
So mög'
wachsen und gedeihen
Was als richtig wir erkannt:
Darauf laßt
ein Glas uns weihen:
Hoch der Mainzer Schutzverband!
Theodor Eichberger: Zum 25jährigen Stiftungsfeste.
In: Lieder zum Schutzverband-Kommers am 13. August 1904