Theodor Eichberger (1835-1917)


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Die Seligenstädter Gesellschaft Concordia

Concordia: V. Stiftungsfest am Sonntag, den 4. December 1881im Saale des Frankfurter Hofes
Programm zum V. Stiftungsfest der Gesellschaft Concordia 1881

Während seiner Zeit in Seligenstadt war Theodor Eichberger in der dortigen Gesellschaft Concordia aktiv. Dies war ein Geselligkeits- und Gesangverein, der die Erlöse seiner Veranstaltungen wohltätigen Zwecken zukommen ließ. Zur Carnevalsaison hielt Concordia - unter tatkräftiger Mitwirkung des aus Mainz stammenden Urnarren Eichberger - auch Fastnachtssitzungen ab. Ihre Festlichkeiten beging die Vereinigung meistens im Frankfurter Hof zu Seligenstadt.

Die Gesellschaft Concordia wurde Ende 1876 gegründet; am 4. Dezember 1881 beging der Verein sein fünftes Stiftungsfest 1. Im Dezember 1883 wurde die Gesellschaft Concordia neu gegründet, nachdem sie sich kurz zuvor aufgelöst hatte. Zum Stiftungsfest der neuen Gesellschaft Concordia hielt Theodor Eichberger folgenden Vortrag:

Prolog

Gesprochen beim Stiftungsfest der Gesellschaft Concordia 1883

Concordia heißt sie heut' zum ersten Male
Willkommen, hier im festgeschmückten Saale
Vereint zu feiern, würdig und auf's best',
Mit Musikschall ihr erstes Stiftungsfest.

Ihr erstes Stiftungsfest? wird mancher fragen,
Der sich erinnert noch aus früh'ren Tagen,
Daß die Concordia hier in Sel'genstadt
Schon manches Stiftungsfest.gefeiert hat.

Hat nicht Concordia in harmon'schen Tönen
Schon viel geboten uns des Guten, Schönen?
Hat nicht ihr Name hier schon jahrelang
In weit'ren Kreisen einen guten Klang?

Ach ja, wohl sind berechtigt solche Fragen
Doch die Concordia - ach aus jenen Tagen -
Hat leider schon ihr ird'sches Ziel erreicht -
Die Auflösung jedoch war sanft und leicht!

Sie ist nicht mehr! Nur ihren letzten Willen
Den konnten wir getreulich noch erfüllen;
Weshalb wir auch sogleich nach ihrem End'
Vollstrecken der Concordia Testament.

Ihr Hab und Gut - 's war nicht so ungeheuer,
Daß es gekostet eine Erbschaftssteuer -
Das haben wir, wie sie es hat vermacht,
Den Armen und Bedürft'gen überbracht.

Sie konnt' den Armen oft durch frohes Streben
Gar manche schöbe Summe übergeben.
Und d'rum sei ihrer auch noch lange Zeit
Allhier gedacht mit warmer Dankbarkeit.

Wir wollen deshalb auch darob nicht klagen;
Concordia's Ende selbst hat Frucht getragen:
Der Geist der Eintracht, der uns schier gefehlt,
Hat uns nach ihrem Ende neu beseelt!

Nicht lange sollt' sie ruh'n in Todesbanden;
Dem Phönix gleich ist wieder sie erstanden!
"Concordia ist todt!" so hieß es da,
Und gleich "Es lebe die Concordia !"

Ja, neu steht sie heut' da im Glanz der Lichter,
Doch altbekannt sind meistens die Gesichter;
Wir sind die Alten und sind doch verjüngt!
Wie dies so tröstlich für uns Aelt're klingt.

Somit erhalte heute uns're neue
Concordia ihre erste Festesweihe!
- Dem Programm diene zur Entschuldigung,
Wenn's nicht so reich: sie ist noch gar zu jung! -

Erhebt die Gläser zu Concordia's Freude!
Stoßt an! Das sei ihr festliches Geläute!
Ein dreifach Hoch - stimmt Alle froh mit ein -
Soll zum Geburtstag dargebracht ihr sein!

Grafik: Mann und Frau beim volkstümlichen Tanze

Am 15. November 1903 beging die Gesellschaft Concordia ihr 20. Stiftungsfest; Th. Eichberger verfasste zu diesem Anlass nachstehendes Chorlied:

Jubiläums-Chorlied

Mel.: Ich hatt' einen Kameraden

Nun tagt schon zwanzig Jahre
Concordia hier kordial!
Und gält's seit sie verband sich,
So wären's sechsundzwanzig,
:/: Anstatt der Jubelzahl. :/:

Wie manche schöne Stunden
Bot uns Concordia schon!
Wie wirkten da so Viele
Durch Kunst und heitre Spiele
:/: Nur um des Beifalls Lohn. :/:

Wohl mußten manche scheiden
In dieser langen Zeit,
Die nimmer Wiederkehren:
Sei ihrer, sie zu ehren,
:/: Gedacht in Dankbarkeit. :/:

Fort mußten andre ziehen,
Wie's bringt Beruf und Stand,
Die hier verweilt noch gerne:
Sei ihnen in der Ferne
:/: Im Geist ein Gruß gesandt! :/:

Und Allen, die noch heute
Verschönern unsern Kreis,
Und keine Mühen scheuen,
Concordia zu erfreuen,
:/: Sei reichlich Lob und Preis. :/:

Die Eintracht ist geblieben,
Wie auch die Zeit verflog;
Zur Weihe dieser Stunde
Erschall's in unsrer Runde:
Concordia lebe hoch,
Sie lebe dreimal hoch! 

 

Nach der Duden'schen Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung zu Beginn des 20. Jahrhunderts schrieb sich die Seligenstädter Gesellschaft Concordia zuweilen auch "Gesellschaft Konkordia".

1   vgl. Seligenstädter Anzeiger Nr. 96 vom 7. Dezember 1881

Theodor Eichberger: Prolog zum Stiftungsfest der Gesellschaft Concordia.
In: Seligenstädter Anzeiger vom 12. Dezember 1883

Theodor Eichberger: Jubiläums-Chorlied.
In: Programm zum 20jähr. Stiftungsfest der Gesellschaft Concordia,
abgehalten am 15. November 1903 im Frankfurter Hof zu Seligenstadt.


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