Die Eröffnung unserer festen Rheinbrücke.
Itzo laßt ein Lied uns singen,
Weil es endlich that gelingen,
Daß von unserm schönen Mainz
Eine Brücke, schön zu preisen,
Fest gebaut aus Stein und Eisen,
Ständig führt jenseits des Rheines!
Achtzehnhundertfünfundachtzig,
Hat es doch, gottlob, gemacht
sich!
Grad am dreißigsten des Mai's
Hat noch in der Morgenstunden
Die Eröffnung stattgefunden
In gar feierlicher Weis'.
Allerhöchst und höchste Spitzen
So im Lande wir besitzen,
Aufgestellt nach Stand und Rang,
Nahmen theil an diesem Feste,
Sowie auch geladne Gäste;
Nach dem Programm kam's in Gang:
Erstens thaten vorab glänzen
Die Minister, Excellenzen,
's
ganze Ministerium;
Zweitens kamen - was gebilligt -
die Landstände,
die bewilligt,
Zu dem Brückenbau die Summ';
Drittens, wie sich's thät gebühren.
Kam mit seinen Offizieren
Der Herr Festungs-Gouverneur
Viertens kamen die Beamten,
So
dazu aus fremden Landen
Eingeladen war'n hierher;
Der Herr Provinzialdirektor
Nebst manch anderem Direktor,
So man nicht all reimen kann,
Staatliche Lokalbehörden,
Ludwigsbahn
und sonst Geehrten
Kamen alle fünftens dann;
Alles was Beamte heißet,
Was da einen Titel weiset,
War gebührlich
eingereiht;
Sechstens kamen die Prälaten
Und wer sonst noch
eingeladen
Von der hohen Geistlichkeit;
Endlich siebentens, nicht später,
Kam der städtische Vertreter
Uns'rer lieben Vaterstadt;
Weiter hinten könnt man sehen
Auch
die städt'schen Väter stehen,
Die's Programm bedacht auch hat;
Uns're lieben Kast'ler Nachbarn,
Welche schließlich noch bedacht
war'n,
Schlossen sich dann achtens an;
So gefüget mit Geschicke
Reiht's Baupersonal der Brücke
Neuntens sich zum Schluß daran. -
Also mög die Brücke stehen
Uns zum Heil und Wohlergehen,
Als ein Friedenswerk der Kunst;
Möge sie uns Segen bringen,
Den wir brauchen zum Gelingen,
Denn wir haben nichts umsunst!
In: Die Philisterpeitsche Nr. 22/1885. Humoristische Wochenschrift.