Theodor Eichberger (1835-1917)


⌂ H:

Eröffnungs-Scene des Mainzer Carneval-Vereins im Jahre 1890


Personen

Scan des Titelblattes vom Manuskript

Moguntia: Frau Heltzig
Vater Rhein: Hausknecht
Bacchus: Hammer
Merkur: Ganz
Gambrinus: Helwig
Erster Philister: Brückner
Zweiter Philister: Klingelschmitt jr.
Dritter Philister: Otto von Kastel
Stephan: Schneider
Naz: Steigerwald
Bauer: Daub
Gerichtspedell: Hiß
Sprecher und Deputation der Bäckermeister: Henßler
Restaurateur der Stadthalle: Bruch
Stadtkasse-Einnehmer: Hilger
Gott Amor: Frl. Bohne
Mainzer Dame
Sprecher und Deputation der Wirthe: Enders
Ein Stadtrath: Thomas von Kastel
Ein Lieutenant: Grimm
Sprecher und Deputation der Bäckermeister: Willms
Rentner Geizig: Friedsam, Math.
Prinz Carneval: Kleinmond
Ministerpräsident u. Comitémitglieder
Hofstaaten, Pagen etc. des Prinzenpaares


Moguntia sitzt auf einem Sessel; ihr zur Rechten stehen Vater Rhein und Bacchus, zur Linken Merkur und Gambrinus; auf der Seite rechts Stephan, Naz und Bauer, links drei Philister; auf den Stufen des Podiums ein Gerichtspedell mit einer Zeugenliste und großem Bleistift.

Moguntia
(sich erhebend).
Welch böser Zwiespalt kam mir hier zu Ohren:
Ein kleiner Theil von meinen Söhnen hat
Sich gegen unsern Carneval verschworen,
Als hätten sie den Mainzer Frohsinn satt!
Der Narrheit Freunde kamen auch herbei;
Entscheiden soll ich, wer im Rechte sei!
Ein solcher Streit - nicht zum Gedeihen ist er;
Es heißt: "Hie Narrhallesen, hie Philister!"

Als Richter ruf ich, Vater Rhein, dich auf.
Du kennst ja durch zweitausendjähr'gen Lauf
An meiner Seite all mein Streben, Dichten,
Und wirst dich gern Moguntia verpflichten;
Und Merkur dich, du weißt wohl, wie sie handeln,
Und ob sie auf reellen Wegen wandeln.

Vater Rhein und Merkur.
(verneigend, zugleich).
Von uns soll objectiv geurtheilt werden!

Moguntia.
Zu Räthen seien ferner noch ernannt
Gambrinus, du, und Bacchus, Gott der Reben;
Euch Beiden ist am besten ja bekannt
Der lieben Mainzer wirthshäusliches Leben.

Gambrinus und Bacchus.
(verneigend, zugleich).
Wir werden prüfen der Partei'n Beschwerden.

Moguntia.
So wollen weise lösen wir die Frage,
Wer diesen schlimmen Zwist herauf beschwor;
Philister, tragt zuerst uns eure Klage,
Wie sich's geziemt, in ruh'ger Weise vor.

Moguntia, Rhein, Merkur, Gambrinus und Bacchus nehmen ihre Sitze ein.

Erster Philister.
(grimmig, aufgeregt).
Ja ruhig! Wann mer's nor könnt sein
Bei dene dumme Narrebosse,
Die wo im Carnevalverein
In jedem Jahr wer'n losgelosse!

Zweiter Philister.
(grimmig).
Do werd des scheene Geldche all,
Mer brauche gar kän Carneval.

Dritter Philister.
(ebenso).
Im letzt' Jahr wurd' des Geld verdämpert,
Dies Jahr werd's ohne Damp verplempert.

Bauer.
(beiseite).
No, die dhun äm aweil schun dauern;
Die sin noch dummer wie mir Bauern.

Erster Philister.
Do schwätze se vun Narrefreude
Un dhun doch manchen nor verleite
Mit ihrer tolle Narrethei
Zu unheilbarer Lumperei.

Naz.
(beiseite).
Der Kunne, der kann awer liehe,
Ich möcht' en an de Ohre kriehe!

Zweiter Philister.
Do hocke selbst bejahrte Herrn
Wie Narrn mit Narrekapp un Stern.
Beamte selbst bis zu de höchste Stelle,
Die hocke do mit Narrekapp un Schelle.

Stephan.
Un grade das uns freidig stimmt,
Daß jeder Mann hier Theil dran nimmt!
E Volksfest is die Faßnacht hier,
Der ganze Stadt mecht se Plaisir!
Gibst du, Philister, halt nix druff,
Do setz dehäm dein Schlofkapp uff!

Dritter Philister.
Loß nor dein Witz! das Narretreiwe
Muß doch in Zukunft unnerbleiwe.

Alle drei Philister.
(zugleich).
Es muß in Zukunft unnerbleiwe!

Bauer.
(beiseite).
Dhut nor zu früh die Händ' nit reiwe.

Erster Philister.
Moguntia, deßhalb bitte wir:
Verschließ dem Narrespiel bei' Dhür!
Ihr Fastnachtsfeind' steht bei uns all',
Ruft: Nidder mit dem Carneval!

Alle drei Philister.
(zugleich).
Nidder mit bem Carneval!

Bewegung und Zeichen der Entrüstung unter den Richtern und Carnevalsfreunden.

Moguntia.
(betroffen zu den Philistern).
Es thut mir in der Seele weh,
Daß Euch im goldnen Mainz ich seh'!

(freundlich zu Stephan, Naz und Bauer)
Ihr aber, Freunde uns'res Carnevals,
Vertheidigt eure Sache ebenfalls;
Entkräftet die philisterlichen Ränken,
Auf daß sich zeige, wem gebührt das Recht!
Wir wissen, euer Mundwerk ist nicht schlecht
Und werden williges Gehör euch schenken.

Stephan.
(begeistert).
For'n Carneval tret fest ich ein,
Sunst müßt' ich jo kän Määnzer sein,
Un do genir'n mich nit, das wißt 'r,
So hundserbärmliche Philister!
Ei wann mer iwer all' die Bosse
Un all' die Böck, die wer'n geschosse,
Un was im Jahr als sunst passirt,
Nit schenne könnt' hier ungenirt:
Ich krecht' vor Zorn, 's is sonneklar,
Die Gelbsucht schun im erste Jahr!

Naz.
Versteht sich! Ohne Fastnacht kann
Die Stadt im Winter nit bestehe;
Ei, am Neujahrsdag dhet alsdann
Der Aeschermittwoch an schun gehe.
Beim Carneval do rollt das Geld!
Un dhut zuviel mol äner dolle,
Daß er der Lumperei verfällt,
Do wer'n doch mir's nit büße solle?
So äner daugt schun nix for's Lewe!
Wann's gar kän Carneval dhet gewe,
Do gäb der trotzdem doch än Lump;
Drum sag ich: Carneval is Trump!

Bauer.
Die Lumpe möcht's Philisterchor
Uns gern an unser Rockschöß henke,
Doch daß - wie's Jedem werd gedenke -
Aus der Narrhalla schun hervor
Sin Stadträth un noch höh're gange,
Die ihr' Carrier' do angefange
Un hoch in Ehre stehe dhun,
Do halte se das Maul devun!
Ei, deßhalb jo schun ganz alläns
Baucht mer den Carneval in Määnz,
Damit's Moguntia, um zu wähle,
An richt'ge Männer nit dhut fehle!

Stephan, Naz, Bauer.
(zugleich).
Ganz Määnz dhut einig mit uns jo
Den Carneval nor preise,
Nor nit die paar Philister do,
Das könne mer beweise!

Moguntia.
(erhebend).
Wie lieblich solche Bitten tönen
Von diesen meinen lieben Söhnen!
Philister, die ihr grad so gut
Euch wollt für meine Söhne halten,
Vergönnt, daß Luft und Frohsinn walten,
Verleugnet nicht das Mainzer Blut.

Erster Philister.
Nix do! nä! nä! do werd nix draus,
Die solle iwer uns nit lache.
Mit dene Bosse is es aus,
Der Carneval der muß verkrache!

Alle drei Philister.
(zugleich, wüthig).
Der Carneval der muß verkrache!

Moguntia.
(zu den Carnevalsfreunden).
So bringt, da keine Ein'gung zu erreichen,
Uns den Beweis und rufet eure Zeugen.
(setzt sich.)

Stephan.
(vortretend und mit mächtiger Stimme in's Publikum).
Mitbürger!
Wer vun Euch liebet Witz un Kohl
Sowie das allgemeine Wohl!
Wer änig will de Narrestaat
Un möcht in de Gemeinderath:
Der kumm' ebei un thu's bezeige,
Daß alle mir zur Faßnacht neige!
Drum, Määnzer, kummt nor all' erbei,
Bekennt zum Carneval Euch frei!
Nor wann der All' gehörig stimmt,
Die Wahrheit hier zum Ausdruck kimmt!
(Tritt zurück.)

Musik spielt pianissimo während des Zeugenverhörs. Großes Gedränge an den Stufen des Podiums.

Gerichtspedell.
(ehemaliger Unteroffizier, spricht hochdeutsch mit oberhessischem Idiom; gravitätisch).
Halt! Wer hier will als Zeuge gelte,
Sag mir sein Stand un Name schnell,
Daß ich ihn richtig a kann melde,
Dann dadefor bin ich Pedell.
(Er betritt vor jedem Zeugen zuerst das Podium, stellt sich auf eine Seite halb gegen's Gericht, halb gegen's Publikum, verkündigt denselben, bleibt stehen, bis er eingetreten, und geht alsdann die Stufen wieder hinunter, wo et eifrig in seine Liste schreibt.)

Pedell.
(nach einer kleinen Pause, auf dem Podium).
E Deputation der Mainzer Bäckermeister.
(zu den Zeugen commandirend.)
Eintreten!
Deputation tritt ein.

Sprecher der Bäckermeister.
(alle kugelrund).
Mer bitte um die Fassenacht,
Do werd verdient - es is e Pracht:
Sechsdausend Bretzel un noch mehr
Verkaaf ich nor so neweher;
Un dann erst all das viele Merwe!
Mir Bäcker könnte sunst verderwe,
Un statt de kugelrunde ewe
Dhet's nor noch magre, derre gewe;
Wer will, Prinz Carneval bleib fern,
Der soll uns gleich gebacke wern!
(Treten an die Seite.)

Pedell.
Der Restäratör der Stadthalle. - Eintreten!

Restaurateur der Stadthalle.
Wie sollte ich dahein bestehen?
Wo nähm die Pachtsumm' ich denn her?
Ich könnte in die "Brüche" gehen,
Wann Carneval hier nicht mehr wär.
Da seh' ich nur mit froher Miene
Bei mir ein immer "volles Haus";
Was ich in dieser Zeit verdiene,
Macht meinen größten Bruchtheil aus.
(Tritt an die Seite.)

Pedell.
Der Stadtkasse-Einnehmer. - Eintreten!

Stadtkasse-Einnehmer.
Die Narren kann ich hoch nur preisen,
Sie bringen mehr mir, als die Weisen!
So siebentausend Mark für Miethe,
Achttausend Mark vom Rest'rateur;
Kein städt'scher Zuschuß - meine Güte,
So'n glatt Geschäftchen gibt's nicht mehr!
(Tritt an die Seite.)

Pedell.
Gott Amor! - Eintreten!

Amor.
Moguntia, wirst du nicht fortan
Den Carneval wie früher schützen,
So streike ich und 's bleiben dann
Gar manche deiner Töchter sitzen.
Die Narrheit ist der Liebe Quelle
Gewesen schon seit ew'ger Zeit;
Hat doch selbst mancher Junggeselle
Als alter Narre erst gefreit!
(Tritt an die Seite.)

Pedell.
Ein Mainzer Mutterherz erscheint!

Dame.
(erregt).
Ich schließe mich Gott Amor an,
Die Fastnacht, sie ist wohlgethan!
Halt fest an ihr, Moguntia, du,
Sonst fällt das Herz uns in die Schuh.
Wie manche Mutter hier in Mainz,
Die fünf, sechs, Töchter hat bereit,
Erhofft der Töchter Glück alleins
Gerade von der Fastnachtszeit.
(Tritt an die Seite.)

Pedell.
E Depetation der Mainzer Wirthe! - Eintreten!

Deputation der Wirthe bringt ein Fäßchen Wein.
Sprecher derselben.
Kä Fastnacht! Könne mer do schweige?
Kän Festzug - nä, das wär nit klug,
Dann in der Fastnachtszeit do zeige
Grad unser Gäst ihr'n scheenste Zug!
Do dhut die Werthsstub nit sich leere
Un voller könnt es garnit sein:
Moguntia, schenk uns drum die Ehre,
Prowir emol das Fäßche Wein!

Drei Philister.
(zugleich).
Aha, Bestechung! Bestechung!

Moguntia.
Die Spende muß ich euch mit Dank erlassen;
Für eine Dame dürfte sie nicht passen.

Sprecher der Wirthe.
(zu den Faßträgern).
Stellt ab nor ohne viel Besinne,
Dohein werd's schun sei' Trinker finne.
(Geschieht.)

Pedell.
En Stadtrath, der nücht genannt sei' will. - Eintreten!

Stadtrath.
Ich kann nur die Narrhalla loben!
Da wird ins rechte Licht gebracht,
Was wir das Jahr hindurch dadroben
Als für "gescheute" Streich' gemacht.
(Tritt an die Seite.)

Pedell.
Herr Leitnant von Strudelwitz! - Eintreten!

Lieutenant.
Schneid'ge Kerls beim Carneval,
Colossaler Spa-a-aß!
Sect jetrunken jedes Mal:
Ei! Wie schmeckt uns da-a-as!
Colossales Amüsmang,
Das ist so mein Fall!
Wollt 's wär noch einmal so lang
Hier der Carneval!
Drum, Moguntia, halte fort
Fastnacht immerhin,
So was Schneid'ges hat man ja
Selbst nicht in Berlin!
(Tritt an die Seite.)

Pedell.
E Depetation der Metzgermeister! - Eintreten!

Sprecher der Metzgermeister.
Mer schließe uns de Bäcker an,
Obgleich mer noch viel iwler dran;
Un dhun for'n Carneval plädire,
Wo Schinkebrödcher, Rippcher, Worscht
Mer masseweis dhut consumire,
Nor um zu kriege neue Dorscht.
Kän Opfer soll zu schwer uns falle:
Mer wolle bei den schlechte Zeite
Sogar - werd Fastnacht abgehalle -
For zehe Penning Worscht ausschneide!
(Treten an die Seite.)

Pedell.
Der Präsident vom verkehrte Verein für Fremdebelebung - -

Moguntia.
(sich erhebend, einfallend).
Halt ein! es zeugten schon genug dafür
Und mehr bedürfen wir nicht hier.

Musik schweigt.

(zu den Philistern gewandt.)
Fürwahr, vor so gewicht'gen Zeugen
Müßt ihr, Philister, euch doch beugen;
Und schwerlich dürft' es euch gelingen,
Etwas dagegen vorzubringen.
(setzt sich.)

Erster Philister.
(prahlerisch).
Oho! Mir hawe aach än Zeuge,
Dem die do all rings um uns her
Noch nit das Wasser könne reiche,
So sparsam un so zäh is der!
Er hält gewiß bereit sich:
Es is der Rentner Geizig!

Moguntia.
(verdrießlich).
Er erscheine.

Pedell.
Habakuk Geizig, Rentner! - Eintreten!

Rentner Geizig.
(schäbiger, alter Geizhals, wuthschnaubend).
Die wo dem Carneval verfalle,
Die packt er wie mit Deiwelskralle
Un hält se gleich dem Satan fest,
Bis daß se hole sich de Rest;
In Dollerei, Gesang und Suff,
Do reiwe se sich schließlich uff!
Dhut unseräner sammekratze,
Dhun die verjuwele ihr Batze!
Zwölf Mark alläns for Kapp un Stern
Is nit zu dheier dene Herr'n,
Un alle Freitag e Flasch Wein
Un Noochsitzung noch hinnedrein;
Ja, seid ihr nor so lidderlich,
Es werd sich räche bitterlich! -
Do wer'n for was, das garnix nutzt,
Die scheene Märkelcher verbutzt,
Un schneller wie der Wind fort sin se!
Was geh'n verlor'n do nor for Zinse - -
Allgemeines Murren des Mißfallens unterbricht ihn.

Moguntia.
(erhebt sich; streng).
Pfui, alter Geizhals! wie abscheulich
Verläumdest meine Söhne du!
Vergrab dein Geld nur immer eilig,
Das du ergeizt, in deiner Truh;
Dir wird dafür, als einz'ger Lohn,
Der bess'ren Menschen Spott und Hohn.

Ihr weisen Richter, hochverehrt,
Habt pro und contra nun gehört,
So sagt mir auch in diesem Fall,
Wie ihr euch stellt zum Carneval?

Vater Rhein.
(aufstehend).
So wahr ich bin der Vater Rhein:
Geht je der Carneval hier ein,
Verändere ich meinen Lauf,
Mach drüben mir mein Bett im Sand!
Die Darmstädter, wie mir bekannt,
Die nähmen mich mit Freuden auf.

Merkur.
(aufstehend).
Ich bleib' dem Carneval ergeben,
Gewerb' und Handel flott zu heben.

Bacchus.
(aufstehend).
Auch ich! Die reichsten Opfer bringt
Man mir auf Fastnacht unbedingt.

Gambrinus.
(aufstehend).
Ich pflicht' euch bei! Es soll sich hier
Zu schöner Eintracht alles wenden;
Der Carneval bringt meinem Bier
Die allerbesten Dividenden!

Moguntia.
Gerechte Richter! habt es wohl getroffen,
Verkündet euer Urtheil laut und offen.

Vater Rhein.
(mit erhobener Stimme).
Der Carneval soll glorreich tagen
In Mainz mit jedem jungen Jahr!

Bacchus.
(ebenso).
Aus unserm Kreis laßt uns verjagen
Den Geizhals sammt Philisterschaar!

Vater Rhein, Merkur, Bacchus, Gambrinus.
(zugleich).
Hinaus! Hinaus!

Alle Carnevalsfreunde.
(die Philister hinausdrängend).
Hinaus! Nix wie hinaus!
Philister verschwinden eiligst unter dem Hohne aller.

Moguntia.
Da nun die Zwietrachtstifter ausgewiesen,
So wollen wir Prinz Carneval bereit
Für Achtzehnhundertneunzig jetzt begrüßen
Mit der Devise: "Narrheit-Einigkeit!"

Mehrere Carnevalsfreunde.
Eins aber, Freunde, das ist dumm,
Noch fehlt das Ministerium.

Moguntia.
Wohl ruht das alte Comité bescheiden
Nach seiner lorbeerreichen Ruhmesbahn.
Laßt uns ihm danken, denn es hat mit Freuden
"Den Besten seiner Zeit genug gethan!"
Doch neue, jugendfrische Kräfte werden,
Vom Eifer für den Carneval erfüllt,
Gem übernehmen dieses Amts beschwerden,
Da es dem vatetstädt'schen Glanze gilt.
Drum schaart euch um mich, alle ihr Getreuen,
Das schöne Mainzer Fest froh zu erneuen.

Musik beginnt piano; Gruppirung; kurze Pause.

Moguntia
(beschwörend die Hand erhebend).
Prinz Carneval, in meine Mauern
Zieh ein mit freud'gem Angesicht;
Mag der Philister auch versauern,
Der ächte Mainzer läßt dich nicht!

Musik forte.
Moguntia, Rhein, Merkur, Bacchus, Gambrinus setzen sich.

Verwandlung.
Prinz und Prinzessin Carneval nebst Hofstaaten und Pagen;
Ministerpräsident mit je 5 Comitémitgliedern zu beiden Seiten;
die Vorigen.
Musik schließt mit rauschendem Accord ab
.

Prinz.
Ich grüße euch, getreue Narrhallesen!
Bin stets in Huld gewogen euch gewesen
Und habe gerne euern Ruf vernommen;
Trotz den Philistern wär' ich doch gekommen!
So lang Gambrinus Bier noch schenkt,
Ein Schiff nach euerm Hafen lenkt;
So lange Bacchus spendet Wein
Und euer alter Vater Rhein
Nicht ändert seinen schönen Lauf,
Geb' ich Moguntia nimmer auf!

Alle Carnevalsfreunde.
Bravo! Bravo!

Tusch der Musik.

Prinz.
(zur Prinzessin).
Prinzessin! Wollt, willkommen sie zu heißen,
Euch unserm Volke huldreich auch erweisen.

Prinzessin.
Mein theurer Prinz! Ihr sprecht mir aus der Seele.
Damit das "ewig Weibliche" nicht fehle,
Nehmt alle, die geschaart um unsern Thron,
Auch meinen schönsten Gruß als süßen Lohn!

Tusch der Musik.

Prinz.
Mein Ministerium, wie ihr könnt sehen,
Steht schon gebildet fix und fertig hier;
Mit allen närr'schen Ehren soll's bestehen,
Mein Staatsschiff lenken, daß es ein Pläsir!
Recht wird's euch sein in seiner neu'n Gestalt,
Steht an der Spitze doch ein Rechts-Anwalt,
Was gleich bei der Eröffnung war ersichtlich,
Denn wie ihr saht, geschah sie schon gerichtlich.
So wär' das Narrenreich denn gut geborgen
Und hohe Freuden soll's euch Allen spenden! -
Wir überlassen die Regierungssorgen
Jetzt unserem Ministerpräsidenten.

Präsident.
Mit großer Freude, Narrhallesen,
Tret' in das Amt ich ein,
Ist der Gehalt auch zu den Spesen
Verhältnißmäßig klein.
Die Lieb' allein zum Carneval
Sie war's, die uns bewog.
Drum stimmet ein mit Jubelschall:
Das goldne Mainz,
Die Vaterstadt,
Sie lebe dreimal Hoch!

Alle Narrhallesen.
(begeistert unter Musiktuschen).
Hoch! Hoch! Hoch!

Der Vorhang schließt sich.

Theodor Eichberger: Eröffnungs-Scene des Mainzer Carneval-Vereins im Jahre 1890. Nach der Idee des Präsidenten Dr. Zuckmayer.
Als Manuscript gedruckt bei Fl. Kupferberg
.

Seitenanfang
Portrait| Dichter| Humorist| Bildhauer
Seitenverzeichnis| Suche| Kontakt