Glossen in und um Mainz

Im poetischen Schaffen Theodor Eichbergers bildeten die Ereignisse in Mainz einen der Hauptschwerpunkte; eine Vielzahl seiner Glossen in den unterschiedlichen Tageszeitungen und deren Beilagen handeln von der Geburtsstadt des humoristischen Dichters und dokumentieren bedeutende wie auch unbedeutende Ereignisse in der Geschichte der Stadt Mainz zur Zeit des Kaiserreiches.
Mit der Stadterweiterung - und dem mit ihr einhergehenden Abbau von Festungsanlagen - veränderte sich Mainz im letzten Viertel des 19. Jh. innerhalb nur weniger Jahre in einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß, und auch der sich rasch entwickelnde technische Fortschritt konnte endlich ungehinderten Einzug in die Stadt halten.
Ab 1868 begann man damit, das Rheinufer zu befestigen und zwecks Landgewinnung auch aufzuschütten. Auf dem erweiterten Rheinufer wurde u.a. 1882-1884 die Stadthalle errichtet. Die Eisenbahntrasse wurde zwischen 1875 und 1884 von der Rheinstraße an den westlichen Stadtrand verlegt. 1885 wurde die alte Schiffbrücke durch eine feste Straßenbrücke ersetzt, die erste feste Brücke über den Rhein seit der Römerzeit.
Den Großteil der Stadterweiterung aber bestritt die "Neustadt" - rechts im Panorama -, welche auf den Feldern, Wiesen und Obstgärten außerhalb der ehemaligen Stadtgrenze, dem Gartenfeld, erstand; vier Millionen Gulden musste die Stadt Mainz für die Einbeziehung des Gartenfeldes ins Stadtgebiet und die damit verbundene Verlegung der nördlichen Befestigungsanlagen an das Militär zahlen. An der Stelle der nördlichen Befestigungswälle wurde 1875 eine breite Straße angelegt, welche von den Mainzern nach guter französischer Tradition zunächst "Der Boulevard" genannt wurde, seit dem Jahre 1888 aber offiziell "Kaiserstraße" heißt; sie verbindet das alte Mainz mit der Mainzer "Neustadt. In der Mitte der Kaiserstraße steht die 1904 fertiggestellte Christuskirche, deren Kuppel hinter dem Kurfürstlichen Schloss im Panorama emporragt.
Eine Reihe öffentlicher Gebäude wurde errichtet und Denkmäler aufgestellt; Ein leidiges Dauerthema war in diesem Zusammenhang der Sitz der Stadtverwaltung, das nie vollendete Mainzer Stadthaus. Auch nicht zuletzt die Stadtverwaltung selbst oder gar das allgegenwärtige Militär wurde gerne satirisch aufs Korn genommen.