Theodor Eichberger (1835-1917)


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Schnitzspähne, Moguntia 40/1874

[Der Triller]

19.

Juchhe! der Triller *) kimmt eweg!
(Wann aach die Woch noch nit!)
Er hot sich endlich selbst erbarmt
Un dhat de erste Schritt.

Dann dhät er nit baufällig wer'n
Do dhät er ewig steh'n;
Die Oeffnung will dem Stadttrath nit
Mit Glück vun statte geh'n!

Sie hawe doch schun annerwärts
Recht scheene Luft gemacht;
Am "Schlachthaus" un am "rothe Kopp",
Am "Saudanz" was e Pracht!

Nor vor dem Triller zieh'n se sich,
Als ob's e Stiefkind wär,
Als ob do drunne Luft un Licht
Die rein' Depanse wär!

Vielleicht aach braucht m'r jetzt das Geld
For den großstädt'sche Staat,
Der "Alteweiwergrabe" krieht
Gewiß e Ballustrad'!

Do hot der Triller selbst gedenkt:
"Die Sach' werd mir zu dumm;
Die arme Leut die brauche Luft,
Drum fall ich langsam um!"

* M'r häßt's aach Schmittpärtche, 's sägt awer Niemand so.

 

Der Ausgang der Heugasse zur Rheinstraße bestand früher aus einem Torgebäude zwischen einem Haus in der Schlossergasse (dem heutigen Abschnitt namens "Gallusgasse") und einem Haus in der Scharngasse. Der Durchgang war für Fuhrwerke gesperrt, und Fußgänger mussten sich durch ein Drehkreuz winden. Dieser Ort in Mainz wurde "der Triller" genannt. Die beiden Häuser und das Tor zwischen ihnen wurden noch im 19. Jh. niedergelegt.

Theodor Eichberger: Schnitzspäne.
In: Moguntia. Unterhaltungsblatt zum Neuen Mainzer Anzeiger.
Mainz: Schaefer, Nr 40, 28. Juni 1874

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